Wer auf dem HW 1 biwakieren möchte, freut sich über Schutzhütten. Hier findet ihr eine Liste der Schtzhütten auf dem Albsteig.
#068 HW 1 Etappe Aalen – Lauterburg
#068 HW 1 Etappe Aalen – Lauterburg
Die dritte Etappe führt vom Rand des Härtsfeldes auf einer tollen Route über den Langert mit Aalbäumle und den Volkmarsberg hinauf auf den Albuch. Ziel ist das kleine Dörfchen Lauterburg direkt am Albtrauf mit herrlichem Blick auf Aalen und das Remstal.
INFO
Ich bin den Schwäbischen-Alb-Nordrandweg mit Zelt (Tarp) und Spirituskocher gelaufen. Das Ende jeder Tour war also flexibel. Der Bericht richtet sich vor allem an Wanderer, die ähnliches vorhaben. Mehr zur Planung und eine Auflistung der schönsten Biwakplätze, die ich gefunden habe findest du unter „Fernwandern am Albsteig„.
Ich fand die dritte Etappe so schön, dass ich sie auch als Einzelwanderung empfehlen kann. Wenn man in Ebnat oder Waldhausen startet kommt man vom Ziel Lauterburg mit dem Bus zurück zum Ausgangsort!
GPX-Datei
HW 1 (Albsteig) Etappe 3
Eine .gpx-Datei (GPS Exchange Format) ist ein Format zur Speicherung von Geodaten. Diese Datei enthält die Tour-Route und kann in alle gängigen Wander-Apps importiert werden. Ich empfehle die Nutzung von komoot.
Über das Härtsfeld
Gegen 5.45 Uhr habe ich meinen Rucksack gepackt und starte im Morgengrauen von meinem Schlafplatz, der Hundshülbhütte in Richtung Aalen. Der Weg führt teilweise über Waldpfade und Wiesen, es sind zu Beginn aber wieder viele Schotterwege dabei. Trotzdem bin ich sehr motiviert, mein 20kg-Rucksack ist auf dem Rücken nicht mehr zu spüren und ich habe auch keine Schmerzen mehr. Die Füße machen automatisch was sie sollen und tragen mich durch die einsame Natur in Richtung Unterkochen.
Die Schättere (Härtsfeldbahn)
Die Härtsfeldbahn, im Volksmund „Schättere“ genannt, verkehrte ursprünglich und bis 1972 von Aalen über Neresheim bis Dillingen/Donau. Die Überreste des spektakulären Albaufstiegs der Härtsfeldbahn habe ich bereits in Tipp 053 „Kocherburg & Härtsfeldbahn“ erwandert. Auf unserer Tour kommen wir direkt am „oberen“ Westportal des Tunnels vorbei, durch den die Schättere auf das Härtsfeld fuhr. Das Portal ist vermauert, damit die Fledermäuse im ehemaligen Kocherburg-Bahntunnel ihre Ruhe haben. Das untere Portal können wir mit ca. 100m Umweg ebenfalls besichtigen. Übrigens: von Neresheim bis Katzenstein betreibt ein Verein die Schättere noch heute als Museumsbahn. Ich habe die Museumsbahn im Tipp 063 „Härtsfeldbahn & Burg Katzenstein“ beschrieben.
Vermauertes Tunnelportal
Quelle Weißer Kocher
Der Weiße Kocher vereinigt sich in Unterkochen mit dem Schwarzen Kocher zum Kocher, er ist der Kürzere der beiden Quellflüsse. Der Schwarze Kocher entspringt südlich von Oberkochen und fließt dann parallel zur B19 die Steige hinab nach Unterkochen.
In den letzten Jahren war die Schüttung der Karstquelle wenig beeindruckend. Nach den ausgiebigen Regenfällen 2024 führt die Karstquelle wieder richtig viel Wasser. Es war ein faszinierendes Naturschauspiel, wie der Berg auf einer langen Wegstrecke aus allen Rissen und Löchern Wasser in das kleine Bächlein pumpte. Dazu die herrliche Morgenstimmung kurz nach Sonnenaufgang: herrlich!
Unterkochen
Nach Bopfingen ist Unterkochen die erste Einkaufsmöglichkeit. Zeit die Vorräte im Norma direkt an der Strecke aufzufüllen, auch den Friedhof überquert man auf dem HW1 und kann seine Trinkwasservorräte wieder nachfüllen.
Wallfahrtskirche St. Maria
Bevor man allerdings vom Friedhof in die Stadtmitte hinabwandert, um seine Einkäufe zu erledigen sollte man unbedingt der Wallfahrtskirche einen Besuch abstatten. Der Fuß des Kirchturmes ist moch romanisch, der Chor gotisch, das Kirchenschiff wurde aufgrund der wachsenden Zahl der Pilger im 18. Jahrhundert im barocken Stil neu errichtet und vergrößert. Die Kirche ist schön anzuschauen und lädt zu einer besinnlichen Rast ein. Die beiden Reliquienschreine auf den Seitenaltären stammen aus dem säkularisierten Franziskanerinnenkloster St. Ludwig (heute Klösterlesschule).
Langert & Aalbäumle
Von Unterkochen geht es steil hinauf auf den langgezogenen Langert. Dort oben steht das „Aalbäumle“, DAS Aalener Ausflugsziel.
Mitte des 18. Jahrhunderts, als das Wandern in Mode kam pflanzte man auf dem damals noch kahlen Langert eine Fichte, die an dem Aussichtspunkt dem Wanderer Schatten spendete. Im Volksmund wurde der Baum bald Aalbäumle genannt.
Im Juni 1898 weihten Aalener Bürger den ersten Aussichtsturm „Aalbäumle“ ein, damals nur 10m hoch. Die mittlerweile gepflanzten Bäume wucherten den Turm bald ein, sodass die Aussicht getrübt war. 1934 und 1952 wurden Erhöhungen auf 12,5m und 15m notwendig.
1964 wurde der mittlerweile baufällige Turm erneuert und durch eine 17m hohe Konstruktion aus Douglasienholz ersetzt. Durch Konstruktionsfehler faulte das Holz aber schnell, sodass 1992 das jetztige Aalbäumle errichtet wurde, dass knapp 21m hoch ist. Auf 123 Stufen gelangt man auf die Plattform in Höhe von 702m NN.
Der Biergarten am Aalbäumle ist nur am Wochenende geöffnet, wenn die Fahne auf dem Turm gehisst ist, der Turm kann aber auch außerhalb der Öffnungszeit bestiegen werden. Zumindest war er an diesem Tag geöffnet.
Wolfertstal
Vom Langert geht es hinüber auf den Volkmarsberg, dazu muss man das Wolfertstal durchqueren. Es handelt sich um ein typisches Trockental der Schwäbischen Alb mit kargen Wiesen und Wacholderheideflächen. Ab- und Aufstieg erfolgen jeweils zur Hälfte in der Sonne, was es an diesem heißen Augusttag anstrengend machte, aber das Tal bietet eine tolle Natur und war fast menschenleer.
Volkmarsberg
Der Aufstieg zum Volkmarsberg ist kürzer als auf den Langert und auch weniger steil. Oben angekommen bietet der abgeflachte Berge eine weite Ebene, die mit einer klassischen Wacholderheide bewachsen ist. In deren Mitte findet man die Volkmarsberghütte und daneben den Volkmarsbergturm.
Die Hütte, die der SAV OG Oberkochen seit 1923 betreibt, wurde 1962 abgebrochen und neu erbaut, brannte aber schon 1974 ab und musste nochmals neu aufgebaut werden. Sie hat nur am Wochenende geöffnet, sodass ich leider nicht einkehren konnte.
Ab 1912 stand auf dem Volkmarsbergturm ein zur Aussichtsplattform umgebautes Vermessungsgerüst. Der heutige Betonturm wurde 1930 erbaut. Im Inneren des Betonturms führen breite Treppen auf die Aussichtsplattform, die einen Blick in alle Himmelsrichtungen ermöglicht. Die umliegenden Berge sind komplett bewaldet und dieses Meer aus Bäumen kann man von dort oben bestaunen. Am imposantesten ist der Ausblick im Herbst, wenn die Wälder bunt sind. Auch bei guter Fernsicht ist der Weg zum Turm besonders lohnenswert, hat man doch bei guter Sicht sogar die Möglichkeit die Alpen am Horizont zu sehen. Leider ist der Turm nur geöffnet, wenn auch die SAV-Hütte auf ist.
Auf dem Albuch
Nach einem kurzen Abstieg vom Volkmarsberg geht es den Rest der Wanderung eben dahin. Anfangs noch auf kleinen Pfaden, später wieder auf gut ausgebauten Fahrrad-Autobahnen, die dazu auch noch gut frequentiert sind und daher wenig Spaß machen.
Tauchenweiler & Weiherwiesen
Unbedingt empfehlenswert ist eine Einkehr in der Gastwirtschaft Tauchenweiler. Solide schwäbische Küche unter weit ausladenden Bäumen oder in der Gaststätte. Direkt hinter der Wirtschaft beginnt das Naturschutzgebiet Weiherwiesen, für mich das schönste Naturschutzgebiet der Ostalb. Leider, und völlig unverständlich, läuft der HW1 200m weiter über eine Fahrrad-Autobahn-Schotterpiste durch den Wald, statt durch das Naturschutzgebiet. Ich habe es zu spät bemerkt und bin deshalb außen herum gelaufen, empfehle aber dringend den Weg durch das Naturschutzgebiet. Wer sich einen Eindruck verschaffen will: ich habe das NSG im Tipp 017 „Runde durch die Weiherwiesen“ beschrieben.
Lauterburg
Nachdem man den Wald um die Weiherwiesen durchquert hat, tritt man hinaus auf das offene Feld bei Lauterburg. Am Albtrauf entlang geht bei herrlicher Aussicht auf Aalen und das Remstal vorbei am Skilift Hirtenteich zum kleinen Dörfchen am Albrand. Ein toller Abschluss einer eindrucksvollen Tour!
Campingplatz Hirtenteich
Auf meine Übernachtung freute ich mich schon seit dem ersten Abend der Wanderung. Auf dem Campingplatz Hirtenteich erwartete mich eine Dusche! Ich hatte wenig Hoffnung mitten in den Sommerferien als Spontanbucher ein Schlaf-Fass zu ergattern und ging davon aus, dass ich mein Tarp auf der Zeltwiese aufstellen musste. Ich hatte aber Glück! Eine Stunde vorher hatte jemand sein Fass storniert und so kam ich in den Genuss in einem echten Bett zu schlafen! Als ich ankam war das Fass total aufgeheizt, aber bei offener Türe vorne und offenem Fenster hinten war es nach zwei Stunden angenehm. Das Fass verfügt über ein Doppelbett und einen ausziehbaren Tisch mit zwei Bänken im vorderen Bereich.
Der Campingplatz an sich ist sehr gepflegt. Die Sanitärbereiche sehr sauber. Duschen kostet nichts extra und ich habe sowohl am Abend als auch am Morgen vor der nächsten Etappe ausgiebig geduscht. Ein herrliches Gefühl, nachdem ich drei Tage von morgens bis abends geschwitzt hatte und die Körperhygiene sehr „feldmäßig“ war. Zum Campingplatz gehört das Gasthaus Pfaffensturz. Ich habe dort nur etwas getrunken und mich mit meinem Trangia selbst bekocht, aber was ich so gesehen habe ist das Essen dort sehr ordentlich.
Resümee
Endlich eine Tour wie ich mir den Albsteig vorgestellt hatte! Schöne Pfade, herrliche Aussichten, viele einsame Abschnitte aber auch tolle Einkehrmöglichkeiten. So macht der Albsteig richtig Spaß!
von
Markus Weber, der "Ostalbwanderer" bloggt seit 2023 über das Wandern mit Kindern auf der Schwäbischen Alb und dem Schwäbisch-Fränkischen Wald. 2024 wurde er vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg und den Baden-Württembergischen IHK als "Tourismusheld 2024" ausgezeichnet.
HW1: Schutzhütten
HW 1: Der Alb-Nordrand-Weg
Was ist der HW1, wie sind seine empfohlen Etappen? Ein Überblick über den „Albsteig“ genannten Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg des Albvereins.
HW1: Meine Planung
Alleine mit Zelt und Spirituskocher auf dem Albsteig: meine Planung und meine Vorbereitung im detaillierten Überblick.
Fernwandern am Albsteig
Alleine mit Zelt und Spirituskocher auf dem Albsteig: meine Planung und meine Vorbereitung im detaillierten Überblick.
HW1: Biwakieren
Darf ich draußen schlafen? Darf ich wild zelten? Der Ostalbwanderer geht der Frage nach wie es mit dem Biwakieren am HW1 aussieht.
HW1: Meine Packliste
Schlafen, kochen, wandern: was muss ich auf dem Albsteig im Rucksack dabei haben? Meine persönliche Packliste und meine Gedanken dazu.
HW 1: Unterwegs Feuer machen
Feuer & Kochen gehört für mich dazu, wenn ich eine Fernwanderung unternehme. Was es dabei zu beachten gilt habe ich hier zusammengefasst.