Die feindlichen Brüdern

Die feindlichen Brüdern

Die feindlichen Brüdern

Die „Sage von den feindlichen Brüdern“ auf dem Graneggle und dem Rechbergle (Schwarzhorn) beschäftigt sich mit den beiden geheimnisvollen Burgen auf den benachbarten Bergen, von denen heute wenig bis nichts mehr bekannt ist.

Die feindlichen Brüder

Auf dem Rechbergle (Schwarzhorn) stand vor alter Zeit eine Burg, ihm gegenüber lag das Graneggle, dazwischen das steile Christental. Der vom Heldenberg hatte zwei Söhne. Um jedem von ihnen eine Burg zu hinterlassen, lies er auf dem Graneggle eine Burg erbauen und verband sie mit der auf dem Rechbergle mit einer ledernen Brücke. Die beiden Brüder ritten auf der Brücke hin- und her.

Der vom Rechbergle war böse. Bei der Jagd am Schwarzhorn kam der vom Graneggle aus dem Tal herauf an einem Schäferhaus vorbei und verliebte sich in die junge Schäferin. 

Hochzeit & Duell

Es sollte zur Hochzeit kommen und der Brautzug sollte zur Nacht vor sich gehen. Der vom Rechbergle lauerte mit seinen Knappen an einer Klinge und wartete, bis der Zug vorüber kam. Er überfiel die Braut und Knappen seines Bruders und sperrte sie in seiner Burg ein. Das betrübte den vom Graneggle und Tag für Tag sann er auf Rache. 

Jeden Tag stellte der vom Rechbergle sich mit seiner Beute an der Brücke auf und neckte seinen Bruder auf der anderen Seite. Eines Tages sah er ihn, wie er seinen Bogen spannte und herüberzielte. Er tat es ihm gleich und beide Brüder fielen im selben Augenblick getroffen von der Brücke und stürzten ins Tal. Beide Burgen verloren den Herren und verfielen.

Grundmauern der Burg Granegg über dem Christental
Schwarzhornhaus

Auf dem „Rechbergle“ (Schwarzhorn) steht heute keine Burg mehr, dasfür das Schwarzhornhaus, eine Selbstversorgerhütte der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

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Magazin
Die Alamannen

Die Alamannen

Wer waren die Alamannen, die von Norden kommende die Römer von der Ostalb jagten? Ein Dokument zur Frühgeschichte.

Tipp der Woche
Der Holzbrockler vom Heldenberg

Der Holzbrockler vom Heldenberg

Der Holzbrockler vom Heldenberg

Hauptmann von Roth, bekannt als kopfloser Reiter vom Reiterleskapelle, aus der Sage zur Entstehung des Reiterleskapelle, soll heute noch sein Unwesen als Holzbrockler (Holzsammler)  am Heldenberg treiben.

Der Heldenberg

Gar ungemütlich geht es am Winzinger Heldenberg her, wo der Geist Hauptmann Roths selbst am hellichten Tage sein Unwesen treibt. Oft wurden Holzleser, Kinder und Erwachsene verschreckt und eilten heulend und verstört zurück ins Tal wo sie die verstörenden Erlebnisse den staunenden Zuhörern erzählten.

Das Lesen von Holz war in vergangenen Zeiten eine häufige Arbeit der ärmeren Schichten, denen der Lehensherr das Recht gewährte in seinen Wäldern Totholz für den heimischen Herd zu sammeln. Wenn diese Holzbrockler ihr Reisig beieinander hatten, so schnürten sie es zu einem den Kräften des Trägers angemessenen Bündel. Hierbei wurden zu lange Holzstücke auf die richtige Länge zerbrochen. Man hört daher bei diesem Geschäft ein beständiges Knacken und Krachen.

Christental-Stausee & Heldenberg

Der Holzbrockler

Einmal waren zwei arme Weiber und ein Büblein auf dem Heldenberge droben um Holz zu lesen. Eben waren sie daran, das Reisig zusammenzubrechen, da hörten sie in der Nähe ein Knacken, als ob da auch jemand Holz zerbräche. Da das Krachen fortdauerte, ging eines der Weiblein der Richtung desselben nach und bemerkte zu ihrem Schrecken ein kleines, grüngekleidetes Männlein, dass Reisig über das Knie zerbrach und die ganzen kleinen Holzstücke auf einen hoch aufgetürmten Haufen warf. Im Nu aber saß das Männlein auf einem Pferde ohne Kopf, umgeben von zahllosen kopflosen Hunden und fort jagte die gespenstische Erscheinung unter Sturmgetöse, Krachen und Hundegebell durch den Wald nach dem Christentale und Granegg hinüber; es war als ob alle Stämme, Äste und Zweiglein des Waldes geknickt würden.

Keuchend, in atemloser Hast eilten die Holzleser nach Hause und meldeten den schrecklichen Vorfall.

In ähnlicher Weise ängstigte der Holzbrockler gar oft die Leute auf dem Heldenberg, wodurch der Berg in so üblen Ruf kam, dass er oft längere Zeit verödet stand, da sich jeder scheute,den dort hausenden Unholden zu nahe zu kommen.

Geheimnisvolles Christental von Florian Setzen

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Heidenschlacht im Christental

Heidenschlacht im Christental

Heidenschlacht im Christental

Woher stammt der Name Christental? Der wissenschaftlich zwischenzeitlich widerlegten Sage nach von einer Heidenschlacht im Christental. Trotzdem ist die Geschichte zu spektakulär um sie nicht zu erzählen.

Die Schlacht im Christental

J. A. Rink, Leiter des Gräflich Rechbergischen Archivs zu Donzdorf verfasste 1802, auf Grundlage älterer Quellen, unter anderem auf die Aufzeichnungen eines „Thomas Lirers (Lyrers) aus Rankweil“, die der Historiker Florian H. Setzen mittlerweile widerlegte, folgende Beschreibung der Schlacht, die zu dem Namen „Christental“ geführt haben soll:

Auf dem bekannten Tecker Berg bey Kirchheim im Wirtenbergischen wohnte ein Graf, Herr oder Dynast von Teck, so erzählt Lyrers Chronik und der Dominikaner Felix Fabri.

Dieser Graf opferte noch den Götzen, und vielleicht mag er auch mit den hie und da angesiedelten Christen nicht sanft verfahren seyn.

Genug, das vernahm ein christlich schwäbischer Herzog Romulus oder Rumelius, und er machte es sich zur Pflicht, dem Unfug ein Ende zu machen und den Grafen mit seinem Anhange nach damaliger Sitte durch die Schärfe des Schwertes zur Liebe und Duldung predigenden Christusreligion zu bekehren.

Romulus kam mit 24.000 Mann und lagerte sich im Thal bei Hausen, nicht weit von Teck. Der Graf rüstete sich auf seiner Seit zur Gegenwehr und wurde von einem nordischen Markgrafen, der zu Burgau hausete biedermännisch unterstützet.

Die Schlacht begann, aber die Christen siegten, und 13.000 Heiden fielen auf dem Schlachtfelde.

Unter den Gefangenen war der Markgraf selbst und vier Brüder mit den rothen Löwen (Die von Rechberg). Die Gefangenen wurden auf den nicht weit entfernten Rehberg (Rechberg) geführt, wo sie eine Wohnung zu bauen anfingen und die christliche Lehre annahmen.

Diese neue christliche Kolonie, wovon ohne Zweifel das benachbarte Christenthal seinen Namen erhielt, beschäftigte sich nun häufig nach ihrer Väter Sitte mit der Jagd, theils sich zu ernähren, theils die Zeit zu verkürzen.

Um aber des Abends nicht immer den hohen Berg hinaufsteigen zu därfen erbauten sie im Thale an der Rems eine Curia, Hof, oder Villam, die sie Gmünd nannten

[…]

Nach einer anderwärts angestellten kritischen Untersuchung fällt die Hauptsache der Begebenheit, die nach Chroniken Weise mit so vielem fabelhaften untermischt ist, in die Mitte des siebten Jahrhunderts, oder gegen Ende dessen (650-699) gerad also in die Zeit, wo die irischen Missionaren, Gallus, Collumban, Kilian, Emeran, Rupert, und Bonifaz Deutschland durchliefen, um das Evangelium zu predigen.

Von Chronist zu Chronist wurde die Geschichte immer reichhaltiger ausgeschmückt. Bernhard Kaißer (1911) lies die siegreichen Christen die Heiden bis Heidenheim verfolgen, woraus sich dessen Name ergeben sollte. Bernhard Gaugele (1910) verlegte die ganze Schlacht ins Christental und den Wohnort der angeblichen Stammväter der Grafen von Rechberg vom Rechberg auf das Rechbergle (Schwarzhorn).

So wurde eine spätestens durch die Publikation von Setzen 1994 widerlegte Geschichte im 21. Jahrhundert zu einer auf Schilder geprägte Wahrheit, woher der Name „Christental“ stammt.

Tafel zur Herkunft des Namen "Christental"
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Jakob Veit & das goldene Kegelspiel

Jakob Veit & das goldene Kegelspiel

Jakob Veit & das goldene Kegelspiel

„Jakob Veit“ und „Das goldene Kegelspiel“ sind zwei Sagen rund um die geheimnisvolle und sagenumwobene Burg auf dem Graneggle, die von den dortigen Schätzen erzählen.

Das Goldene Kegelspiel

Der alte Herr vom Graneggle bei Wißgoldingen hatte ein wunderschönes goldenes Kegelspiel mit einer goldenen Kugel. Bei Ritterfesten und anderen Anlässen wurde mit diesen Kegeln auf Burg Granegg gespielt. Wahrscheinlich in Kriegszeiten, so erzählt man sich, sind die Kegel auf dem Graneggle vergraben worden. Noch jetzt liegen sie im Berg. Manchmal, bei Gewitter, wenn ein Regenbogen über dem Graneggle steht, kommen sie heraus. Schon mancher will sie dort droben gesehen haben.

Die Sage von Jakob Veit

Es war ein armer Bauer und Holzhacker, Jakob Veit aus einem dem Christental benachbarten Gehöft. Veit war ein junger, sehr kräftiger und fleißiger Mann, der aber durch seinen Hunger nach Reichtum ins Unglück stürzte.

Eines Tages war Jakob Veit in der Nähe der Ruine Granegg mit Holzfällen beschäftigt. Schon seit Jahren kam er im Winter hier herauf ohne sich für die verfallenen Gemäuer zu interessieren.

Eines Tages jedoch, als er sich von der schweren Arbeit ausruhte, fiel sein Blick auf die Ruine und ein unstillbarer und unchristlicher Hunger nach Gut und Geld überkam ihn.

Er gedachte diesen Hunger dadurch zu stillen, dass er die Schätze, die dort in der Ruine verborgen seien, und von denen er so oft gehört hatte, heben wollte. Der bisher leidlich zufriedene Mann wurde unglücklich, er verlor von dieser Stunde an die Lust an jeglichem Geschäft und klagte „Jahraus, jahrein muss ich mich schinden und plagen um meine Familie ernähren zu können. Ach, hätte ich nur einen kleinen Teil der Schätze, die dereinst dort oben funkelten und jetzt tief im Schutt vergraben sind – wie glücklich und froh könnte ich mit meiner Familie werden!

Der Schatz von Burg Granegg

Während der müde Mann seine Wünsche halblaut vor sich hinmurmelte, bemerkte er durch die leeren Fensterhöhlen der Ruine, wie sich in deren Inneren scheinbar kleine Kinder ungemein lebhaft hin- und her bewegten. Gleichzeitig meinte er ein Gezwitscher wie von Vogelstimmen zu hören. Rasch sprang Veit auf und kletterte die Halde bis zur Ruine hinauf.

Durch eines der Fenster sah Veit wie sich fünf Zwerge mit Bärten bis zum Boden in einer ihm fremden Sprache lebhaft unterhielten und dabei aus einem Gewölbe die kostbarsten Geschmeide, silberne und goldene Schalen, Armbänder, funkelnde Edelsteine und ein goldenes Kegelspiel zu den Füßen eines der Männlein legten, der scheinbar das Oberhaupt war.

Der Veit konnte kein Auge von den Schätzen lassen, als plötzlich eine große Eule dahergeflattert kam, sich auf eine Burgmauer setzte und dreimal hintereinander ein gräßlich anzuhörendes „Uhu“ ausstieß. Während Veit seine Augen nach dem gräßlichen Vogel richtete, erfolgte ein donnernder Schlag der den ganzen Berg erzittern lies. Mit einem Schlag waren die Zwerge mitsamt ihren Schätzen verschwunden.

Keine Vertiefung im Boden zeugte mehr von dem Gewölbe, aus dem die Männlein die Schätze herbeischleppten. Vor Schreck fast gelähmt ergriff ihn Furcht und Grausen, da ihn der unheimliche Vogel dreimal umkreiste, bevor er seinen Flug nach Westen, dem Rechbergle zu fortsetzte. „Du Teufelsvieh!“ schrie Jakob Veit ihm hinterher, bevor er, einen letzten Blick nach der Ruine werfend, hinabstieg und in trüber Stimmung nach Hause ging.

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Die Wandlung des Jakob Veit

Der lebenslustige junge Mann war, seit er die Schätze auf dem Graneggle geschaut hatte, wie umgewandelt. Die Arbeit ward ihm zur Last, schweigsam und einsilbig schlich er umher. Familie und Nachbarn konnten sich dieses eigentümliche Verhalten nicht erklären. Was er auch tat geschah mit Widerwillen und unpünktlich. Vor allem aber nutzte Veit jede sich bietende Gelegenheit um mit Hammer und Hacke zur Burg hinaufzusteigen um das Tor zum Eingang der unterirdischen Gewölbe zu finden.

Die Zigeunerkarawane

Eines Tages, in den frühen Morgenstunden als der bedauernswerte Mann in der Absicht die Burg zu besteigen gerade unterhalb des Graneggs angekommen war und auf einem Geröllhaufen rastete, hörte er aus der Ferne wilde Gesänge und schmetternde Musik. Eine Zigeunerkarawane mit vielen Wagen näherte sich ihm und das vielköpfige braune Volk machte gerade vor ihm Halt.

Kaum standen die Wagen, sprang ein lebhafter brauner Geselle von einem der Wagen, den Veit ob seines schwarzen Talars und einem der Stola ähnlichen farbigen Bande fast für einen Pfarrer gehalten hatte. Kaum dem Wagen entstiegen machte derselbe verwegene Luftsprünge, schlug Purzelbäume, raste wie närrisch und schlug schließlich mit einer langen Haselgerte nach allen Richtungen in die Luft, dabei immer unverständliche Worte murmelnd. Die männlichen und weiblichen Glieder der Bande umstanden das Schauspiel mit ernsten, fast andächtigen Mienen als würde es sich um etwas recht wichtiges handeln.

Der Pakt mit dem Zigeuner

Nach diesem Hokuspokus streckte sich der braune Kerl in seiner ganzen Länge zu Boden, verweilte in dieser Lage längere Zeit wie in lebloser Erstarrung. Hierauf erhoben sich der Zigeuner und näherten sich langsam und gemessen dem traurig dasitzenden Veit. „Guter Mann“ redete er diesen an, „du sitzt so erschöpft und traurig da, als sei dir ein großes Unglück widerfahren?„. „Getroffen!“ rief der Veit, sich erhebend „wie soll ich dieses Lebens froh werden bei dieser harten Arbeit, die kaum mich und meine Familie zu nähren vermag, während sich in den Gewölben der Burg dort hoben Schätze in Hülle und Fülle finden? Nur einen einzigen Kegel des goldenen Spiels, dass ich geschaut habe möchte ich mein nennen – all meine Not hätte ein Ende!„.

Dir kann geholfen werden“ sprach feierlich der Zigeuner. „Ich werde mich sogleich auf die Burg begeben und mit den bewachenden Berggeistern ein ernstes Wörtchen reden. Geh jetzt nach Hause, bei Sonnenuntergang erwarte ich dich an dieser Stelle!„.

Die Schatzsuche

Als sich die Sonne anschickte hinter dem Heldenberg ihren Tageslauf zu vollenden, stellte sich Veit an der besagte Stelle ein. Der Zigeuner erwartete ihn bereits. Letzterer, der Meister der Bande war gänzlich alleine, während sich die Karawane, dem Lautertale zu, entfernt hatte.Flugs stiegen die beiden zur Ruine hinauf und der Zigeuner zeigte Veit einen schmalen Spalt hinter Geröll und Gestrüpp, der als Eingang zu den Gewölben zu dienen scheinte.

Unter Zaubersprüchen und kräftigen Lufthieben mit der Haselgerte beschrieb der Meister mehrere Kreise und überreichte dann Veit eine Wünschelrute. „Nun bist du gewappnet“ sagte er „steig in der nächsten Mitternachtsstunde durch die enge Spalte hinab zu den herrlichen angehäuften Schätzen. Zwei Pforten des unterirdischen Gewölbes werden sich mit dem Schlag der Wünschelrute öffnen, doch erst in der zweiten Halle wirst du die reichen Kleinodien zu schauen bekommen.“

Nimm den was du mit beiden Händen fassen kannst und zu tragen vermagst, was dir am besten gefällt. Aber hüte dich dabei deinen Mund zu öffnen! Ein einziger Laut und alle Herrlichkeit verschwindet. Statt glücklich wirst du unglücklich sein dein Leben lang. Kannst du aber schweigen bist du gegen jeglichen Schaden gefeit, da ich die Macht der Berggeister gebändigt habe.“ Nach diesen Worten verließ der Meister der Zigeunerbande unseren Veit, dieser aber setzte sich dem engen Pförtlein des Gewölbes gegenüber, um hier die Mitternachtsstunde zu erwarten. 

Grundmauern der Burg Granegg über dem Christental
Grundmauern der Burg Granegg über dem Christental
Grundmauern der Burg Granegg über dem Christental

Das Gewölbe

Als die Mitternachtsstunde angebrochen war fasste sich Veit ein Herz und schlüpfte durch die bezeichnete Felsspalte in einen dunklen Gang hinab, wo ihn nach wenigen Schritten ein eisernes Tor am weiteren vordringen hinderte. Auf einen Schlag mit der Wünschelrute öffnete sich dieses krachend. Mutig betrat Veit ein mit mattem Dämmerlicht spärlich erhelltes Gemach, das von allerlei kriechendem Gewürm wimmelte. Das in ihm aufsteigende Grauen überwindend, schritt Veit beherzt zum etwa 20 Schritt entfernten zweiten Tor, das nach der Berührung mit der Zauberrute unter ähnlichem Geräusch als das Erste sich öffnete. Veit stand auf der Schwelle einer hell erleuchteten großen Halle, worin ihm die edelsten Metalle, Diamanten und Perlen entgegenfunkelten.

Das goldene Kegelspiel

Nach kurzer Zeit erwog Veit, welche Stücke der herrlichen Kleinodien er sich auswählen sollte. Die Wahl ward ihm zur Qual, zudem er mitten in seinem sinnen bemerkte, dass unter allen aufgehäuften Schätzen das wertvollste, nämlich das goldene Kegelspiel fehlte, von welchem er sich gerne das ein oder andere Stückchen angeeignet hätte.

Immer noch in Gedanken mit dem goldenen Kegelspiel beschäftigt sprang unter donnerähnlichem krachen ihm gegenüber ein drittes Tor auf. Der erschreckte Veit blickte in einen großen mit rosigem Lichte erhellten Saal, worin fünf wunderschöne Burgfräulein, bedient von unseren fünf Zwergen, sich mit dem goldenen Kegelspiel belustigten.Veit hörte fröhliches Geplauder und silberhelles Lachen, wenn ein Fräulein recht viele Kegel zu Boden gestreckt hatte.

Im Anschauen vergas Veit alles, auch das Zugreifen. Die Ritterfräulein und Zwerge hatten anscheinend bisher von dem Eindringling keine Notitz genommen. Plötzlich jedoch waren sämtliche Augen auf Veit gerichtet. Ja, eines der Fräulein näherte sich Veit und sprach mit glockenheller Stimme „Willst du nicht mitkommen und mitspielen?“ Alle Vorsicht und die Anweisungen des Meisters vergessend rief Veit beim Anblick des holden Fräuleins entzückt „Oh ja, wie gerne!

Krankheit

Ein donnerähnliches Krachen und grollen folgte den wenigen Worten. Der ganze Berg erbebte und kam in kreisende Bewegung. Veit aber wurde von unsichtbaren Mächten in die Höhe gerissen, worauf ihm die Sinne schwanden. 

Noch fast bewusstlos fand ihn sein besorgtes Weib früh morgens am Fuß von Granegg liegend. Der arme Mann hatte die Sprache verloren, konnte nicht mehr gehen und musste von mitleidigen Nachbarn nach Hause getragen werden. Mit dem wiedererwachenden Bewußtsein hatte es seine eigene Bewandtnis. Veit erkannte nicht mehr seine nächsten Angehörigen und ebensowenig seine besten Freunde.

Jedoch besserte sich dieser traurige Zustand allmählich. Gleich einem begabten Knaben lernte er bald wieder sprechen und übte sich mit Erfolg in den Arbeiten seines Geschäfts. Aber die Erinnerung an sein ganzes Leben vor dem Tage, da er auf Granegg die verhängnisvollen Worte sprach, war gänzlich und vollständig in seinem Gedächtnis ausgelöscht. So sehr seine Frau bat, so sehr er sich bemühte den finsteren Vorhang seines Gehirns zu zerreisen, es gelang ihm nicht. 

Ein schwerer, dumpfer Druck lastete auf seinem ganzen Wesen und zwei Jahre nach dem Vorfall auf Granegg waren dessen Körperkräfte so zerrüttet, dass seine Tage gezählt schienen.

Rückkehr der Zigeuner

Am Nachmittag eines sonnigen Frühlingstages wünschte der Kranke vor das Haus gebracht zu werden um sich an den linden Strahlen der Frühlingssonne zu wärmen. Das Weib stützte den kranken Körper, der ohne Hilfe sich nicht mehr aufrecht zu halten vermochte und brachte ihn zu einem kleinen Ruhebänkchen an der Mittagsseite des Hauses. Nach einer Zeit hörte man von Fern schmetternden Trompetenschall, die surrenden Klänge des Tamburins, die gellenden Töne der Zimbeln und wilde, aufgeregte Gesänge. Es näherte sich die uns schon bekannte Zigeunerhorde der Hütte unseres todesschwachen Veit. Kaum hatte dieser die schauerliche Musik vernommen, als er sich straff aufrichtete und fest stand, als hätte ihm nie etwas gefehlt. 

Klar und deutlich sah er sein ganzes Leben, wie es gewesen war bis zu jenem schrecklichen Tage, an welchem er nach der Anweisung des Meisters die Schätze auf Granegg heben wollte. 

Die Horde war inzwischen näher gekommen. Voran hüpfte und tänzelte der Meister, der mit der Haselgerte ganz gewaltig in der Luft herumfuchtelte, als hätte er mit den Mächten dort einen Kampf auszufechten.

Die Rache des Veit

Als sich der Meister Veit gegenüber befand sprang dieser ihm mit einem Ruck und Satz an die Kehle desselben und schrie „Du Elender! Meine Ruhe, meinen Frieden, mein Glück hast du mir genommen! Du bist der Mörder meines jungen Lebens!

Auffallen musste, dass von der zahlreichen Bande nicht eine Hand sich rührte um dem Meister zu Hilfe zu eilen. Veit umklammerte noch immer die Kehle des Zigeuners, als sein Weib herbeikam und mit sanfter Gewalt seine Hand von der Kehle des leblos daliegenden Zigeuners lösen musste. Mit einer Gefühllosigkeit ohne gleichen luden einige Glieder der Horde ihren anscheinend leblosen Führer auf einen Karren, worauf sich die Karawane unter ähnlichem Tumult wie bei ihrer Ankunft dem Remstale zu entfernte. 

Spät abends kam noch die Nachricht, die uralte Zigeunermutter habe mit ihren Zaubertränklein den totgeglaubten Anführer wieder ins Leben zurückgerufen. Von da an hat das Christental niemals wieder die braunen Gäste gesehen.

Die Beichte des Veit

Unser unglücklicher Veit aber lag nach dem grausigen Auftritt ohnmächtig auf dem Boden. Hilfsbereite Hände trugen ihn auf sein Ruhebett, wo er bald aus seiner Ohnmacht erwachte und etwas Speise zu sich nahm. Gleich darauf aber fiel er wieder in einen tiefen Schlummer, aus dem ihn erst die Morgensonne des folgenden Tages weckte. Seine Augen blickten hell und klar und er fühlte sich ganz glücklich, als ihm seine Frau erzählte, dass sein Zusammentreffen mit dem Zigeuner ihn nicht zu dessen Mörder gemacht habe.

Sodann befahl er seiner Frau seine Freunde und Nachbarn auf sein Stübchen zu bitten. Bald füllte sich dasselbe mit teilnehmenden Freunden, denen er in rührender Weise erzählte, wie er durch seinen ungezügelten Hang nach Reichtum so bitter unglücklich geworden sei. Auch einem herbeigerufenen Seelsorger machte er dieselbe Mitteilung und lies dabei nicht die kleinste Kleinigkeit aus.

Der Verstand des Mannesblieb fortdauernd klar, aber dessen Körper konnte die Folgen des aufregenden Auftritts am Tage zuvor nicht mehr überwinden.

Veit bereute sein verfehltes Leben, empfing in innigster Andacht die Sakramente und hauchte in Anwesenheit seiner Familie und fast der ganzen Nachbarschaft seine Seele aus. Zur selben Stunde des folgenden Tages, an welchem er tags zuvor mit dem Meister der Zigeuner zusammengetroffen war.

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Die Sage vom Reiterleskapelle

Die Sage vom Reiterleskapelle

Die Sage vom Reiterleskapelle

Es steht etwas besonderes an! Die nächsten fünf Tage gibt es jeweils eine Sage um das Christental auf www.ostalbwanderer.de! Für den 9. Juli führt mein Tipp der Woche nämlich auf eine Sagenreise in dieses geheimnisvolle Tal.

Die Entstehung der Reiterleskapelle geht, der Sage nach, auf eine unheimliche nächtliche Begegnung des wohlhabenden Bauern Reuterle aus Tannweiler am Christentalpass zurück.

Ritter von Roth

Am 20. Februar des Jahres 1621 verstarb Joachim Berchtold von Roth aus Winzingen. Von Roth war Besitzer des Schlosses Winzingen nebst zugehörigem Rittergut. Er hatte es 14 Jahre vor seinem Tod, im Jahre des Herrn 1607, von seinem Schwager Philipp von und zu Neuhausen und Alfdorf erworben.

Für den Schwager Philipp war der Tod seines Verwandten ein wirtschaftlicher Glücksfall. Erbte er doch das Schloss zurück und verkaufte es im selben Jahr an Freiherr Benjamin von Bubenhofen ein zweites Mal. Auch die Winzinger Bürger atmeten auf, war Roth doch als Tyrann und Jungfernschänder bekannt, unter dem die Bauern arg litten.

Begräbnis in Winzingen

Weniger glücklich über den Tod des Hauptmanns von Roth war der wohlhabende Bauer Reuterle vom Hof zum Tanner, der dem Winzinger Herrn eine beachtliche Summe Geldes geliehen hatte. Reuterle war einer der besten Freunde Hauptmann Roths, war oft zu Gast auf Schloss Winzingen und half dem Hauptmann manches Mal aus finanziellen Unannehmlichkeiten.

Also machte sich der Bauer mit dem Pferd auf den Weg von Tannweiler über den Christentalpass hinab nach Winzingen zum Begräbnis des Ritters, getrieben auch von der Absicht sein verliehenes Geld von den Erben zurückzufordern.

Der Geist des Ritters

Bereits während des Begräbnisses ereigneten sich gruselige Dinge. Von Roth war, wie damals üblich, im Schlosshof aufgebahrt. Während der Aussegnung durch den lutherischen Winzinger Pastor zeigte sich der Geist des Roth am obersten Dachladen in Form eines kleinen, grün gekleideten Männleins, dass die versammelte Trauergemeinde mit wüsten Worten verspottete, sich schließlich auf dem Sarg breit machte und keine Anstalten mehr machte von dort zu verschwinden. Die Sargträger, denen man lange zureden musste den Sarg anzuheben, vermochten es nicht. Eine unsichtbare Hand hielt den Sarg am Boden fest. Schließlich kam ein altes Weiblein um den Geist mit Weihwasser zu besprengen, worauf selbiger feuerprustend und zischend emporfuhr und verschwand.

Reiterleskapelle am Christentalpass

Amtmann Kugler

Am Abend nach der Beerdigung ordnete der Bauer Reuterle mit dem Amtmann David Kugler seine Geldangelegenheiten. Dabei saß man etwas zu lange beisammen, wohl bei einem guten Glas Weines aus dem Keller des Verstorbenen. Erst nachts gegen 11 Uhr machte sich der Reuterle auf den Heimweg. Dabei ist ihm haarsträubendes widerfahren. 

Unheimliche Begegnung

Der Bauer hatte gerade die Anhöhe oberhalb des Christentals erreicht, als unter Hundsgekläff und Sturmgebraus der Hauptmann Roth auf einem Pferd ohne Kopf, begleitet von einer Horde Hunden ohne Köpfe, vom Graneggle her auf den armen Bauer zugesprengt kam. Im Schreck hob der Bauer seinen Hut und rief „Guten Abend, Herr Hauptmann!“ Das hätte er besser gelassen, denn der Geist erhob ein schreckliches Gebrüll und schrie den Bauer an: „Würde ich Dich nicht so gut kennen, ich zerrisse Dich zu Zunder und Fetzen!“.

Dann stürmte der berittene Geist weiter in wilder Jagd zum Heldenberg hinüber. Dabei vollführte er schrecklichen Lärm und Gebrüll. Den Bauer überkam die Angst und ihm schwanden die Sinne.

Das Gelöbnis des Reuterle

Gerade als die Wißgoldinger Kirchenglocken am Morgen das Angelusläuten anhoben, erwachte der arme Bauer aus seiner Ohnmacht. Noch an Ort und Stelle betete er einen „Engel des Herrn“, empfahl die Seele des verstorbenen Freundes der Gnade Gottes und gelobte für die Seelenruhe seines Kameraden eine Kapelle zu erbauen.

Dieses Gelübte löste er auch ein, zwischen Heldenberg und Schwarzhorn, am oberen Ende des Christentales steht seitdem die St. Leonhards-Kapelle, Reuterles Kapelle.

Reiterleskapelle
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