#059 Kirchenstaat auf der Ostalb
#059 Kirchenstaat auf der Ostalb
Der Ellwanger Fürstprobst trohnte in früheren Tagen hoch über der Stadt in seinem imposanten Schloss. Wir erwandern uns den Kern des reichsunmittelbaren Fürstentums und entdecken wunderbare Kirchen und ein tolles Schloss in atemberaubender Landschaft.
Tour-Info
- Ausdauer 30%
- Abenteuer 50%
- Spaß 80%
- Verpflegung 30%
HINWEIS: Die Schloss-Schenke neben dem Schloss hat vom 01. Mai bis 04. November geöffnet. In den Ellwanger Gasthäusern bekommt man zwischen 14 Uhr und 17 Uhr nichts zu Essen.
Was Kinder gefällt
Die Krippen auf dem Schönenberg und in St. Vitus, die reich geschmückten Barockkirchen und der Ausblick von den Mauern des Schlosses.
Ideale Witterung
Die Tour ist nicht allzu lang und wir wandern überwiegend auf festen Wegen. Ideal für das nasse Februar-Wetter!
Verpflegung
Die Schloss-Schenke neben dem Schloss hat vom 01. Mai bis 04. November geöffnet. In den Ellwanger Gasthäusern bekommt man zwischen 14 Uhr und 17 Uhr nichts zu Essen.
An- & Abreise
Es gibt ein Parkhaus direkt am Einstieg in die Tour. Sonntags kostenlos und unter der Woche Preise wie in Gmünd vor 30 Jahren.
GPX-Datei
Tour 059 "Kirchenstaat auf der Ostalb" (.gpx-Datei)
Eine .gpx-Datei (GPS Exchange Format) ist ein Format zur Speicherung von Geodaten. Diese Datei enthält die Tour-Route und kann in alle gängigen Wander-Apps importiert werden. Ich empfehle die Nutzung von komoot.
Die Fürstpropstei Ellwangen
Die Fürstpropstei Ellwangen war ein von 1460 bis 1802 existierender Kleinstaat um Ellwangen. Er war reichsunmittelbar, also nur dem Kaiser unterstellt, der Fürstpropst besaß eine Virilstimme, durfte also bei der Wahl des Kaisers mit abstimmen. Bereits ab 764 bestand eine reichsunmittelbare Benediktinerabtei in Ellwangen, die 1460 zur Fürstpropstei erhoben wurde.
Herrschaftssitz der Fürstpröpste (sofern sie nicht an anderen Orten im Reich residierten) war das Schloss ob Ellwangen. Es wurde bereits um 1200 als Wehrburg der Benediktinerabtei erbaut, diente dann den Fürstpröpsten und schließlich ab 1802 dem König von Württemberg als Residenz.
Auf unserer Wanderung wollen wir das Kernland des kleinen katholischen Staates rund um Ellwangen erwandern und stoßen dabei auf Zeugen der Geschichten vom Mittelalter bis zur Neuzeit.
Schlossweiher
Die Schlossweiher dienten ursprünglich der fürstpröpstlichen Küche als Lieferant frischen Fisches, heute sind sie das Herz eines 63 Hektar großen Naturschutzgebietes rund um das Ellwanger Schloss. Die Weiher sind nach wie vor bewirtschaftet und werden von Karpfen bewohnt. Daneben kann man in der weitläufigen Landschaft mit sanften Hügeln und Streuobstwiesen jede Menge weiterer Tiere entdecken. Unsere „Ausbeute“ (neben Regenwürmern und Käfern): Eisvogel, Eichhörnchen, Grünspecht, Buntspecht, Milan und Bussard.
Standortschießanlage
Auf der Route entlang der Weiher geht es im sanften Anstieg auf die Hochfläche, vor uns liegt das Schloss ob Ellwangen und die Schönenbergkirche. Bevor wir letztere Besuchen machen wir noch einen kleinen Schlenker durch den Wald und entdecken die aufgegebene Standortschießanlage der ehemaligen Ellwanger Reinhardt-Kaserne.
Direkt nach der Säkularisierung 1802 stationierte der württembergische König ein Infanterie-Batallion in Ellwangen, um seine neuen Untertanen im Auge zu behalten. Von da an war Ellwangen bis 2014 Garnisonsstadt. Auf die württembergische Armee folgte die Reichswehr, dann in den Zeiten des Versailler Vertrages die Ordnungspolizei, anschließend die Waffen-SS und dann kurzfristig die US-Army. Schließlich war die Kaserne Heimat der Bundeswehr, hauptsächlich der Panzer- und der Logistiktruppe und des Sanitätsdienstes.
Der Schießplatz im Wald diente der Schießausbildung, wurde nach der Schließung des Standortes und nach Anwohnerprotesten komplett geschlossen und ist heute ein Lost Place, in dem ein Landwirt Ziegen grasen lässt.
Wallfahrtskirche Schönenberg
Nach diesem Ausflug in die neuere Geschichte geht es hinauf zum Gipfel, wo eine der schönsten Barockkirchen der Ostalb thront. Die Wallfahrtskirche Zu Unserer Lieben Frau oder Schönenbergkirche ist ein prächtiges Schmuckstück, dass vielen Barockkirchen, vor allem in Oberschwaben, als Vorbild diente.
Die an barocken Engeln, Heiligenfiguren und Seitenaltären reiche Kirche zu erforschen macht auch Kindern Freude. Ebenso toll ist die direkte Umgebung der Kirche. Direkt neben der Kirche steht der gewaltige Bau des Schönenberg-Hauses. Es war ursprünglich die katholisch-theologische Fakultät der Universität Tübingen, heute beherbergt es ein Tagungszentrum der Diözese Rotteburg-Stuttgart. Vom Trauf des Berges hat man eine herrliche Sicht auf Ellwangen und das Jagsttal sowie auf das gegenüberliegende Schloss.
Weihnachtskrippe
Ein besonderes Highlight der Kirche versteckt sich auf einer Galerie hinter dem Hochaltar. Dort ist das ganze Jahr über eine über 100m² große Krippe mit einer Vielzahl von Figuren aufgebaut. Die Krippe wurde vom bekannten Pfarrer und Künstler Sieger Köder im Jahre 2000 neu gestaltet. An vielen Figuren kann man die Handschrift Köders erkennen.
Lindenallee
Wir verlassen die Wallfahrtskirche auf dem klassischen Wallfahrtsweg zur Kirche, der Lindenallee. Der Weg wird gesäumt von 15 kleinen Rosenkranzkapellen. Auf halbem Weg finden sich zusätzlich zwei größere Kapellen, die sich gegenüber liegen. Die eine ist der Gottesmutter Maria geweiht, die andere dem Heiligen Josef.
Schlossberg
Unten angekommen steigen wir auf der gegenüberliegenden Seite den Berg wieder hinauf zum Schloss. Zwar ist das Schloss auf dem Weg nach oben kaum zu sehen, dafür bietet der Blick über die Schulter einen tollen Ausblick auf die Schönenbergkirche. Nach wenigen Minuten Aufstieg erreichen wir das große Schloss über dem Jagsttal.
Schloss ob Ellwangen
Das Schloss ob Ellwangen diente ab 1460 den Fürstpröpsten als Wohn- und Herrschaftssitz sowie von 1802 bis 1842 als kurfürstliche bzw. königliche württembergische Residenz. Ursprünglich errichtet wurde es etwa 1200 als Wehrburg des seinerzeit bereits reichsunmittelbaren Benediktinerklosters Ellwangen.
Die weitläufige Anlage bildet zusammen mit der Schönenbergkirche das weithin sichtbares Wahrzeichen Ellwangens.
Der Schlosshof und die Gärten können frei betreten werden. An zahlreichen Stellen weisen Informationstafeln auf die Historie der einzelnen Gebäude hin. Noch mehr Informationen gibt es im Museum im Schloss. Das ist aber leider noch bis Ende März geschlossen.
Trotzdem ist es spannend die Anlage zu erkunden und von den zahlreichen Aussichtstürmen der Wehrmauer hat man einen hervorragenden Blick ins Tal.
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Altstadt
Nach einer ausführlichen Erkundung der Burg geht es auf einem steilen kurzen Pfad direkt hinab nach Ellwangen. Ellwangen ist eine sehr alte Stadt, die auf ein alamannisches Dorf zurückgeht. Mehr dazu kann man im Alamannenmuseum der Stadt erfahren (siehe Ausflugstipp 52 „Alamannenmuseum“). 764 gründeten die Brüder Hariolf und Erlolf ein Benediktinerkloster auf dem Hügel neben der Siedlung. Bereits einige Jahre später schenkten sie das Kloster Kaiser Karl dem Großen, und damit war Ellwangen für rund 1.000 Jahre reichsunmittelbares Gebiet.
Beeindruckend ist die Altstadt mit ihren barocken Stiftsherrenhäusern die vom Wohlstand der Erbauer und Bewohner zeugen. Ein wirklich schönes Städtle!
Basilika St. Vitus
Von außen wirkt die Basilika mit ihrer klassischen romanischen Bauform gedungen und erdverbunden, aber mit den drei Türmen auch imposant. Tritt man durch das Portal ein ist man überrascht. Nur mit geschultem Blick erkennt man noch die romanischen Ursprünge des Gebäudes. Fürstpropst Johann Christoph von Freyberg-Eisenberg lies 1661–1662 die Kirche barockisien. Ab 1737 begann man damit die Kirche mit „modernen“ Rokokoformen nochmals komplett umzugestalten. Das Ergbnis kann sich sehen lassen: eine wunderschöne Kirche, die auch meine maulenden Kindern, warum man denn noch eine Kirche besichtigen müsse, sofort in ihren Bann zu ziehen.
Mit vielen Seitenaltären und Kapellen ausgestattet bietet die Kirche viele Überraschungen, die man erkunden kann. An die Kirche schließt sich ein gothischer Kreuzgang mit einem kleinen Garten in der Mitte an. Eine tolle Kirche, in der man gut eine Stunde staunend zubringen kann!
Besonders spannend ist die Krypta unter dem Hochaltar, die von Säulen in Tierformen gestützt wird. Dort findet man die zweite Krippe des Tages. Besonders daran ist, dass der Künstler den Figuren das Antlitz damals lebender Ellwanger verpasst hat. Nach der Erkundung der Kirche kehren wir in wenigen Minuten und um viele Eindrücke reicher zum Parkplatz zurück.
Hat dich die Beschreibung der Tour angesprochen? Sehen wir uns demnächst im Virngrund? Schreib es mir in die Kommentare!
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