#016 Fliegerberg Hornberg
Einen festen Platz im Wanderkalender der Ostalb hat das Fliegerfest der Segelflieger auf dem Hornberg an Pfingsten. Von allen Seiten strömen die Wanderer auf den Sporn des Kalten Feldes, wir starten heute in Waldstetten, nehmen aber nicht den steilen Weg über den Saurenhof, sondern den etwas gemütlicheren über die Au. Zurück geht es über Weilerstoffel und dann entlang des Stoffelbachs nach Waldstetten.
Tour-Info
- Ausdauer 60%
- Abenteuer 90%
- Spaß 80%
- Verpflegung 90%
HINWEIS: Bei schönem Wetter ist das Fest massiv überlaufen. Am besten ist es nicht gerade zur Mittagszeit anzukommen. Allerdings: wer zu spät kommt hat evtl. nicht mehr die volle Auswahl, da manche Speisen ausverkauft sind.
Wichtig: 2023 bleibt die Hornbergsteige vermutlich ganzjährig gesperrt. Siehe dazu mein Artikel mit Beschreibung der Umleitung. Da der Blog eine dauerhafte Sammlung von Routen sein soll habe ich den Artikel nicht umgearbeitet. Die Tour ist auch mit der Umleitung schön!
Was Kinder gefällt
Ein Gartenfest mit Segel- und Motorflugzeugen zum Anschauen. Am Boden und auch beim Flugbetrieb.
Ideale Witterung
Pfingsten ist Fliegerfest, da geht man auf den Hornberg. Außer es regnet, dann fällt es aus. Aktuelle Infos bei den Gmünder Segelfliegern.
Verpflegung
Natürlich auf dem Fliegerfest am Hornberg. Mit einem kleinen Umweg kann man auch auf dem Knörzer- oder Franz-Keller-Haus einkehren. Am Ende der Tour können wir uns am Parkplatz mit einem Eisbecher in der Eisdiele Vivo belohnen.
An- & Abreise
Wir starten am Malzeviller Platz in Waldstetten und kehren am Ende dorthin zurück.
GPX-Datei
Tour 016 "Fliegerfest Hornberg": .gpx-Daten der Tour
Eine .gpx-Datei (GPS Exchange Format) ist ein Format zur Speicherung von Geodaten. Diese Datei enthält die Tour-Route und kann in alle gängigen Wander-Apps importiert werden. Ich empfehle die Nutzung von komoot.
Die Wanderung
Wir parken in Waldstetten und wandern auf einem Rundweg über den Hornberg. Am höchsten Punkt der Tour kehren wir beim Fliegerfest auf dem Flugplatz ein.
Über die Au auf den Hornberg
Es gibt viele Wege auf den Hornberg. Heute nehmen wir den Weg über die Au: er führt uns in recht gemütlichem Anstieg hinauf. Zuerst geht es über die Fluren von Waldstetten und dann in den Wald hinein, der die Flanken des Hornberges bedeckt. Wir haben einen schönen Ausblick über Waldstetten und ins Remstal hinein.
Dreikaiserbergblick
Auf dem Gipfelplateau des Hornberges angekommen, kommen wir am schönsten Ausblick der Ostalb vorbei. Im Wald taucht rechter Hand plötzlich eine Lichtung aus und es bietet sich der Dreikaiserblick. Der Stuifen in ungewohntem Anblick von Osten aus, schmal und unförmig. Der Rechberg mit der Wallfahrtskirche Hohenrechberg und der kugelrunde Hohenstaufen, wie ein Vulkan am Horizont.
Kurz danach kommen wir noch an einen zweiten Aussichtspunkt, von dem wir das Kalte Feld und den Galgenberg sehen können.
Info für 2023: Bitte Umleitung beachten!
Segelflugplatz
Wenn wir weiter marschieren erreichen wir nach wenigen Minuten den Segelflugplatz Hornberg, wo zum Fliegerfest viel Betrieb ist. Natürlich wird, wie jedes Wochenende bei entsprechender Witterung, auch zum Fest geflogen. Wie die Witterung dort oben ist und ob Flugbetrieb ist kann man übrigens vorab über die Webcam der Segelflieger prüfen.
Geschichte
Auf dem Hornberg wird seit 1928 geflogen, damit gehört der Flugplatz zu den Ältesten in ganz Deutschland. Anfangs starteten die Segelflieger mittels einer Gummiseilstartbahn über die Hangkante (Im Foto links vorne).
Nach dem ersten Weltkrieg war der Motorsportflug von den Alliierten weitgehend verboten worden, dies war die starke Triebfeder für den Aufschwung des Segelflugs in Deutschland. Zentrum des Segelflugsports war die Rhön. 1925 entwickelte der Gmünder Josef Schedel einen Segelflieger, der getauft auf den Namen „Kaltes Feld“ zuerst vom Lindenfeld in Bettringen, am Klarenberg und am Messelberg abhob.
Im August 1928 startete dann der erste Flug vom Kalten Feld. Anfangs kamen die Flieger vom Hornberg in der Scheuer des Bauern Reißmüller vom Saurenhof (Waldstetten) unter. Der Bauer und seine Frau bewirteten auch die Flieger, legendär wurde sein Kalte-Feld-Tee, der bis heute nach Originalrezept im Franz-Keller-Haus ausgeschenkt wird.
1930/31 begann man mit dem Ausbau der Scheune, schließlich wurde das Gelände des heutigen Flugplatzes erworben und in einem ersten Schritt wurde eine Flugzeughalle, Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäude errichtet.
Reichsflugschule Hornberg (1940)
Segelflugplatz Hornberg vor dem 2. Weltkrieg
1930er Jahre
Am 12. Juli 1933 wurde der neu errichtete Flugplatz offiziell eingeweiht. Unter nationalsozialistischer Herrschaft war der Segelflug hoch angesehenen, da nach dem Versailler Vertrag die kriegswichtige Flugausbildung mit Motorfliegern nach wie vor verboten war.
Gerd Zipper, Autor aus Schwäbisch Gmünd, beschreibt die Szene in seinem Buch „Der Hornberg“ (leider nur noch antiquarisch zu haben) wie folgt:
Schon am Morgen des 12. Juli 1933 waren die Straßen von Schwäbisch Gmünd mit Wimpeln und Flaggen geschmückt. Kaum waren um die Mittagszeit die ersten Sonnenstrahlen durch die grauen Regenwolken gedrungen, da setzte auch schon eine wahre Völkerwanderung zu Fuß, mit Kraftrad, Kraft — und Lastwagen sowie Omnibussen zum Hornberg ein. Dabei waren Autokennzeichen aus dem ganzen Land und dem benachbarten Ausland zu sehen.
Der Platz zwischen der Brücke am ehemaligen Waldstetter Tor und dem Gasthaus Weißer Ochsen, glich dem Hauptverkehrsknotenpunkt einer Großstadt. An jeder Straßenecke standen Polizeibeamte, Landjäger und Sanitäter. In Weiler in den Bergen wies ein Fesselballon den Kraftwagen den Weg an einer Tankstelle vorbei Richtung Furtlepass. Der Flugplatzrand war mit 1000 Kraftwagen und 500 Motorrädern in dicht gedrängten Reihen zugeparkt. Nahezu 10000 Menschen belagerten das Fluggelände und die Abhänge des Kalten Feldes. Ununterbrochen kreiste über den Köpfen der Besucher ein Segelflugzeug, das von Hanna Reitsch geflogen wurde. Ihre Landung nach vier Stunden Flugzeit wurde ein neuer Hornberg-Dauerflugrekord. Am gleichen Tag weihte man noch sechs gestiftete neue Segelflugzeuge ein.
Fliegerlager 1935
Fliegerlager 1937
Nationalsozialismus
Der Segelflug erlebte in den Jahren des Dritten Reiches einen Boom. Mitten im Krieg wurde 1941/42 auf dem Hornberg auf Weisung von Goebbels der Film „Himmelhunde“ gedreht. In kleineren Rollen durften Gmünder Hitlerjungen als Komparsen mitspielen um dem Film Authentizität zu geben.
Am 16. April 1945 zerstörte in zwei Angriffen die amerikanische Luftwaffe den Segelfliegerhorst. Lediglich die Halle III und etwa 30 Segelflugzeuge überlebten die Angriffe. Am 25. April besetzten amerikanische Truppen den Hornberg und beschlagnahmten das Gelände, das von nun an von Degenfelder Bauern bewirtschaftet wurde.
Am 28. Mai 1951 entfiel dann nach sechs Jahren das von den Amerikanern ausgesprochene Verbot des Segelflugsports, im gleichen Jahr erhielt der neugegründete Württembergische Luftfahrtverband seine 1933 enteigneten Liegenschaften auf dem Hornberg zurück.
Der Wiederaufbau ging dann zügig voran. Seit 1968 gibt es auf dem rekonstruierten Geländes des Hornbergs zusätzlich einen lufttechnischen Betrieb, zuständig für die Schulung der Werkstattleiter einzelner Flugvereine. Von den rund 40 Segelflugplätzen auf der Schwäbischen Alb, ist der Hornberg heute einer der bedeutendsten.
Reichsflugschule Hornberg
Himmelhunde (Filmplakat 1942)
Eine umfangreiche Beschreibung des Filmes findet man auf der Seite „Zukunft braucht Erinnerung“ – sehr spannend zu lesen! Die Uraufführung lief übrigens parallel in der Gauhauptstadt Stuttgart und im Palast-Lichtspiele in Gmünd.
Nachkriegszeit
Nach der Erlaubnis der Allierten wird der Flugbetrieb 1952 wieder aufgenommen. Der Hornberg ist die erste Segelflugschule der noch jungen Bundesrepublik (Video: Auszug aus der Neuen Deutschen Wochenschau 142/1952 zur Eröffnung).
Über Weilerstoffel zurück
Der schnellste Rückweg wäre über den Saurenhof, diesen Weg schlagen wir auch zuerst ein. Wir biegen dann allerdings links ab und drehen eine Kurve über Weilerstoffel. Der Weg führt weniger steil abwärts und ist reizvoller.
In Stoffel besuchen wir auf jeden Fall das Patriziuskapelle mit dem kleinen Spielplatz daneben. Wer mag kann im Hölzle oder im Veit einkehren. Beide Wirtshäuser kann man absolut empfehlen. Gute schwäbische Küche!
Danach laufen wir am Kapelle vorbei, entlang des Stoffbaches nach Waldstetten. Wir kommen durch ein grünes Tal, vorbei am Edelhof wo es Pferde und Alpakas zu bestaunen gibt und schließlich zurück nach Waldstetten.
Wie gefällt Dir die Pfingsttour auf den Hornberg? Schreib es mir in die Kommentare!
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