Das Ries-Ereignis
Die Entstehung des Nördlinger Ries und des Steinheimer Beckens sind so unfassbar gewaltige Vorgänge, dass man sie kaum begreifen kann. Hier gibt es eine Chronologie der Ereignisse. Im Ausflugstipp #044 „Das Rieskratermuseum“ gibt es den passenden Ausflugstipp.
Das Ries-Ereignis
Deutschland vor 15 Millionen Jahren. An einem schönen Tag im subtropischen Regenwald zwischen dem was heute Nürnberg ist und dem was heute Stuttgart ist, döst ein Machairodus faul in der Sonne und schaut irritiert auf den weißen Fleck am Himmel, der immer größer wird und schließlich heller als die Sonne ist. Was die Säbelzahnkatze sieht, ist ein 1,5km großer Asteroid der gerade durch die Erdatmosphäre auf seine Einschlaggeschwindigkeit von 72.000km/h abgebremst wird.
35 Millisekunden vor dem Einschlag
In weniger als drei Sekunden durchquert der Asteroid unsere Atmosphäre und nähert sich mit 20 Meter pro Sekunde im 30°-Winkel der Oberfläche. Die Luft zwischen der Erdoberfläche und dem Asteroiden wird komprimiert und erhitzt sich dadurch so stark, dass auf der Erdoberfläche das Gestein und aufliegende Erde verdampft. Insgesamt werden in den nächsten Minuten 3.000km³ Erde verdampfen. Plus der Asteroid.
10 Millisekunden nach dem Einschlag
Der Asteroid schlägt auf und übt einen Druck von 4-5 Millionen bar, also 400.000-500.000 Tonnen pro Quadratmeter, auf die Erde aus. Die Oberfläche der Erde wird 10.-30.000°C heiß. Dadurch wird geschmolzenes Gestein mit deutlich über 72.000km/h nach Osten weggeschleudert. In einem eng umgrenzten Gebiet in Böhmen und Mähren sind diese Sande noch heute als erstarrte Glastropfen zu finden.
60 Millisekunden nach dem Einschlag
Der Asteroid hat die Sedimentgesteine des Jura und des Trias, die knapp 800m mächtig sind, durchschlagen und dringt in das Grundgebirge ein. Insgesamt dringt der Asteroid ca. einen Kilometer in die Erde ein. Innerhalb von einem Kilometer von 72.000km/h auf null zu bremsen ist eine ziemlich unsanfte Angelegenheit. Unser Asteroid, ein 1,5km großer Stein, wird auf weniger als die Hälfte seiner Größe zusammengepresst.
Die Hauptauswurfphase beginnt. Eine bunte Mischung aus glühenden Gesteinen aller Schichten wird mit 18.000 km/h aus dem Kegel nach außen geschleudert. Die Stoßwelle breitet sich im Gestein mit Überschallgeschwindigkeit aus, Gestein schmilzt und wird umgewandelt.
10 Sekunden nach dem Einschlag
Der Asteroid ist komplett verdampft. Bei dieser Explosion, die der Sprengkraft von mehreren hunderttausend (!) Atombomben entspricht wird ein Krater von 8 Kilometer Durchmesser und 4 Kilometer Tiefe aufgesprengt. In einer Entfernung von 40km um den Aufschlagort bildet sich eine geschlossene Decke aus ausgeworfenem Material, die zunächst bis zu 100m mächtig ist.
Eine Wolke aus glühendem Gestein schießt etwa 100km in die Höhe. Nach dem Durchlaufen der Stoßwelle federt die Erde zurück und in der Mitte des Kraters beginnt sich ein Zentralberg zu bilden.
1 Minute nach dem Einschlag
Der Krater und der Zentralberg sind nicht stabil, die steilen Wände stürzen ein, teilweise kilometergroße Gesteinsschollen rutschen in Richtung des Zentrums. Der Krater erweitert sich auf einen Durchmesser von ca. 24 Kilometer. Der einstürzende Zentralberg drückt innerhalb des Kraters einen Ring auf, den inneren Ring, der heute noch sichtbar ist.
10 Minuten nach dem Einschlag
Nach drei Minuten war das Kraterwachstum beendet, einige Minuten später kollabierte die Glutwolke über dem Krater und glühendes Gestein regnete auf den Krater und die Umgebung herab. Der 500m tiefe Krater wird ca. 400m hoch von glühendem Impaktgestein gefüllt. Dieses Impaktgestein, der Suevit, ist heute das typische Gestein im Nördlinger Ries. Allerdings dauerte es erst einmal ca. 2.000 Jahre, bis das glühende Kraterloch von ca. 600°C auf 100°C abgekühlt war.
Auswirkungen
3km³ Gestein sind verdampft, 150km³ Gestein wurde aus dem Krater geschleudert, 1.000km³ Gestein wurden bewegt. Insgesamt wurden 5.000km² Fläche mit Gestein bedeckt. Umgerechnet in heutige wissenschaftliche Einheiten entspricht das 1,95 Saarland oder 700.280 Fußballfeldern.
Der Einschlag ist auf der ganzen Welt zu hören, nach 17 Stunden hört man ihn auf der anderen Seite der Erde, irgendwo im Pazifik vor Australien.
In Paris, 500km Luftlinie entfernt, bebte die Erde und ein starker Wind (6 Bft) war zu spüren. In Frankfurt konnte man einen Feuerball sehen, etwa 10 mal so groß und so hell wie die Sonne und ein Sturm von ca. 200km/h entwurzelte 1/3 aller Bäume.
Der Ur-Main und die Ur-Altmühl flossen ca. 10km östlich des Kraters nach Süden, ihr Strom wurde durch die Auswurfmassen unterbrochen und es staute sich ein See von der Größe des Bodensees bis nach Nürnberg. Der See verlandete erst nach ca. 2 Millionen Jahren.
Interessiert? Im Ausflugstipp #044 „Das Rieskratermuseum“ gibt es den passenden Ausflugstipp.
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