Wandern in #Neuland

04. Mrz. 2023 | Praxis & Tools

Die Zeiten in denen man mit Karte und Kompass auszog sind vorbei. Zwar bin ich nach wie vor der Meinung, dass meine Kinder die „klassische Navigation“ lernen müssen (und ich werde auch irgendwann einen Artikel dazu schreiben), aber im täglichen Leben nutze ich überwiegend mein Telefon. Zur Navigation und Planung beim Wandern stehen heute verschiedene Navi-Apps zum Wandern zur Auswahl. Welches ist die Richtige für Dich?

Wer den ersten Tipp der Woche auf Ostalbwanderer gelesen hat, hat gesehen, dass ich eine Karte von Komoot einbinde. Wenn ihr ebenfalls Komoot nutzt könnt ihr meine Touren direkt nachlaufen. Warum ich Komoot nutze, und was die Alternativen sind erfahrt ihr in diesem Test.

Outdoor-Navis im Test

Zur Navigation und Tourenplanung beim Radfahren und Wandern stehen heute verschiedene Online-Tools und Apps zur Verfügung. Die populärsten sind wohl StravaOutdooractiveLocus Map ProKomoot, und natürlich Google Maps

Um ein Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Google Maps ist eine tolle Anwendung die ich in vielen Situationen nutze. Es eignet sich aber nicht für die Navigation und Tourenplanung beim Wandern und Radfahren. Die Kartenqualität ist nicht ausreichend. Die Tourenplanung ist nicht anpassungsfähig genug. Die Planung an sich ist nicht in dem Umfang darstellbar, wie es die Wettbewerber beherrschen. Hier haben spezielle Apps die Nase definitiv vorne.

Outdoor-Apps im Alltagstest

Kurz zusammengefasst

Anwendung Beschreibung Preis
Strava Eher soziales Netzwerk mit Wettkampf-Charakter 10,99 Monat, kostenlose Variante bietet keine Routen-Planung
Outdooractive Gesponserter Content, verschiedene Karten 2,50€/Monat, kostenlose Variante kann keine Offline-Navigation
Locus Map Pro Navigations und Planungstool, kostenlose Version mit 3 Basiskarten nutzbar. Nur unter Android. 0,83 bis 2€/Monat für Zusatzdienste (nicht notwendig)
Komoot Umfangreiches und gutes Planungs- und Navi-Tool, erste Karte (ein Landkreis) kostenlos Welt-Paket mit allen Karten einmalig 29,99€
mapy.cz kostenlose Planungs- und Wanderapp, tolle topographische 3D-Ansicht kostenlos
Großdeinbacher Osterweg

Unterschiede zwischen Outdoor-Apps

Es gibt natürlich noch wesentlich mehr Apps, als die hier vorgestellten. Bergfex, Alpenvereinaktiv, AllTrails, mapy.cz, Osmand+, maps.me um nur einige zu nennen. Die hier vorgestellten Apps, sind aber jeweils der erfolgreichste Vertreter einer bestimmten Gruppe.

Strava verfolgt den Ansatz ein soziales Netzwerk für Sportler zu bieten. Outdooractive bietet eine Plattform für von Partnern erstellte Inhalte. Komoot setzt auf benutzergenerierten Content und Locus Map ist ein simples Handytool für die Nutzung verschiedener Karten.

Für den Test habe ich die verschiedenen Apps über mehr als zwei Jahre genutzt, wobei ich ehrlicherweise manche relativ schnell für mich verworfen habe. Mit entscheidend für die richtige Wahl ist, wie man navigieren möchte.

Ich laufe mit den Kindern ungern drauf los, sondern plane die Tour im Vorfeld am PC. Wie viele Kilometer werden es? Wie viele Höhenmeter? Was gibt es interessantes zu sehen? Wo können wir Pausen machen? Wo essen?

Während der Tour laufe ich dann gerne der geplanten Route nach, möchte aber auch die Möglichkeit haben die Tour anzupassen, abzukürzen oder einen Umweg zu laufen.

Karte und Kompass

Strava – mehr Social Network als Navigation und Tourenplanung

Strava bietet verschiedene Möglichkeiten sich zu vernetzen und miteinander zu messen. Im Januar 2021 bietet mir Strava z.B. die folgenden drei „Herausforderungen“ an, wenn ich als Sportart Wandern auswähle:

Strava - Herausforderungen Wandern

Für gemeisterte Herausforderungen gibt es bei Strava virtuelle „Trophäen“, die auf einem Benutzerprofil angezeigt werden. Daneben kann man sich ebenso virtuelle „Kronen“ für einzelne Strecken erwerben, wenn man die schnellste Zeit läuft oder fährt. Man kann sich mit echten oder virtuellen Freunden vernetzen und messen. Eine hauptsächlich auf Sportler ausgelegte App also, die unter Radfahrern und Mountainbikern sehr populär ist.

Die Routenplanung auf der Webseite ist entsprechend schon fast etwas versteckt. Sie geht unter all den Herausforderungen, Kronen, Trophäen und dem „höher, schneller, weiter“ fast unter. Ich hielt den Social Media-Ansatz anfangs für sehr interessant. Mir persönlich ist es aber zu viel Wettbewerb und zu wenig Information. Ich bin einfach gerne draußen unterwegs und will beim Wandern und Radfahren keine Rekorde aufstellen. Wäre die App kostenlos würde ich vermutlich ein wenig damit spielen, Geld ist sie mir persönlich nicht wert.

Strava Herausforderung

Outdooractive – sponsored content

Auch outdooractive ist ein Portal, allerdings nicht wie bei Strava mit dem Fokus auf Herausforderungen und Wettbewerb. Die Allgäuer App-Entwickler setzen auf hunderte Partner wie Tourismusbüros, die dem Portal Tourenvorschläge zur Verfügung stellen. Für die Recherche finde ich das Portal gelungen. Schwierig finde ich persönlich lediglich, dass mit kommunalem Steuergeld erstellter Content dazu dient Abo-Modelle im Internet zu verkaufen. Die erstellten Touren können allerdings auch in der kostenlosen Variante betrachtet und im gpx-Format exportiert werden.

Durch den professionell erstellten Content machen die Touren einen sehr hochwertig gestalteten Eindruck. Es handelt sich in der Regel um die „Standardwege“, die auch auf den Seiten des Tourismusbüros gefunden werden können. Geheimtipps sucht man vergebens.

Die Oberfläche macht einen sauberen und aufgeräumten Eindruck. Auch die Anzeige der Straßenart und das Höhenprofil sind übersichtlich gestaltet.

Outdooractive Desktopansicht
Outdooractive-App

Map Locus Pro – die Stand-Alone-Lösung

Map Locus bietet kein Portal sondern ein schlichtes Navigations- und Planungstool. Leider funktioniert es nur unter Android, iOS-Nutzer haben hier das Nachsehen. Auch gibt es keine Desktopversion zur Planung am Computer. Dafür ist es, was die Auswahl der Karten angeht, vielfältiger und flexibler als die Portale.

Die Locus Map-App hat keine Desktop-Lösung. Die Routenplanung muss deshalb über den Import aus einer anderen Anwendung erfolgen, oder man nutzt das Telefon, was aber etwas fummelig ist.

Wer auf der Suche nach einer Wanderkarte mit den (etwas erweiterten) Funktionen einer Papierkarte ist, der wird bei MapLocusPro fündig.

Outdooractive-App

Komoot – der Marktführer

Die App hat nach eigenen Angaben mehr als 5 Millionen Nutzer, das sind zehn Mal mehr als der Zweitplatzierte outdooractive mit 0,5 Millionen Nutzern. Komoot versteht sich wie auch Strava und Outdooractive als Portal und setzt auf durch User generierten Content.

Stärken

Die große Stärke von Komoot ist die einfache und intuitive Planung. Zur Routenplanung setzt man einen Startpunkt und wählt ein Ziel aus, die App berechnet dann die Strecke. Je nachdem was man als Vorgabe gewählt hat (Wandern, Radfahren, Mountainbike, etc.) sucht komoot dabei eine andere Route. Anschließend kann man auf Wunsch einfach Zwischenziele definieren.

Die zweite große Stärke der App sind die durch die Benutzer definierten Highlights. Es gibt leider Doubletten, da die Erstellung von Highlights keiner inhaltlichen Prüfung unterliegt.

Das Erstellen von Highlights bringt Punkte, durch die man Abzeichen erhält und in Ranglisten erscheint. Das motiviert die User Inhalte zu erstellen. Highlights können bewertet und kommentiert werden, außerdem tauchen sie im gespeicherten Tourenverlauf auf, wenn man sie in eine Tour einbaut oder sie während einer Tour besucht.

Komoot Profil

Komoot bietet eine Profilseite und die Möglichkeit sich zu vernetzen, den Ostalbwanderer findet man mit seinem Profil hier.

Komoot Highlight

Ein Highlight bei Komoot kann auch eine einfache Infotafel sein. Das tolle an den Highlights: man kann durch klicken auf diese Highlights ganz einfach eine Tour von Highlight zu Highlight zusammenstellen.

Tourenplanung

Touren plane ich in der Regel am PC, zumindest wenn sie größer als ein Spaziergang werden. Hier bietet Komoot eine sehr intuitive Bedienung. Die einzelnen Punkte werden einfach per Klick hinzugefügt. Zuvor kann man einstellen, welche Art von Tour man plant und Komoot wählt die entsprechende Verbindung z.B. für Wanderer, Mountainbiker oder Rennradfahrer. Natürlich kann man diese Route ändern, die Wegpunkte in der Reihenfolge verschieben, die Tour „umkehren“ oder von einem Zielort automatisch die Route zum Ausgangspunkt hinzufügen lassen.

Man bekommt darüber hinaus angezeigt, welchen Untergrund man erwarten kann, wie viele Höhenmeter zu absolvieren sind und wie viele Anstiege man absolvieren muss. Komoot berechnet je nach eingestelltem Fitnesslevel die voraussichtliche Dauer des Weges. Das  eigene Fitnesslevel, bzw. das seiner Kinder, bekommt man nach einigen Touren schnell heraus. Mit meinem derzeit 4jährigen Sohn sind wir auf Fitnesslevel „Untrainiert“, wenn ich mit meinem 6jährigen gemütlich laufe, sind wir bei „Durchschnitt“, wenn wir zügig marschieren und unter 10km bleiben komme ich auch mit meinem 6jährigen auf „Gut in Form“.

Das muss jeder für sich herausfinden, aber dann kann man auch den Zeitaufwand für eine Tour sehr exakt planen. Bei den geplanten Touren, die ich vorstelle habe ich „untrainiert“ voreingestellt – darauf beziehen sich auch meine Zeitangaben.

Komoot Wegpunkte

Die Wegpunkte werden angelegt und können auch verschoben oder gelöscht werden.

Planung mit Komoot

Komoot liefert einen guten Überblick über die Tour. Die geplante Tour erscheint automatisch auf dem Handy und kann dort zur Offline-Navigation gespeichert werden.

 

Komoot Trail View

Eine tolle Neuerung hat Komoot im letzten Jahr mit „Trail View“ eingeführt. Mit einer KI findet Komoot von Usern hochgeladene Bilder, die die Wegbeschaffenheit zeigen und keine Personen enthalten – oder die Personen werden weggeschnitten. Diese Fotos werden auf Wunsch als Wegpunkte angezeigt, beim darüberfahren mit der Maus erscheint ein Bild des Weges. Mir hilft das bei der Planung ungemein!

Komoot Trail View

Mit Trail View kann man die Wegbeschaffenheit abschätzen.

Fazit

Hätte ich nicht diesen Blog schreiben wollen, wäre das meiste außer Komoot schon lange vom Telefon geflogen. Genau genommen nutze ich neben Komoot nur ein GPS-App um Grenzen von Flurstücken in meinem Wald zu finden. Für Wandern und Radfahren bin ich von Komoot absolut überzeugt.

Die App kann kostenlos geladen werden und die erste „Einzelregion“ ist ebenfalls kostenlos. Eine Einzelregion entspricht in Deutschland einem Landkreis.

Möchte man eine größeres Region-Paket kaufen, in unserem Fall „Ostschwaben“ (Ostalbkreis, Heidenheim, Donauwörth, Dillingen an der Donau) kostet das 8,99 Euro. Am Hohenstaufen, Landkreis Göppingen, würde da aber schon wieder Schluss sein. Da bräuchte es den Landkreis GP für 3,99€ oder eine weiteres Regionen-Paket für 8,99€.

Lange Rede kurzer Sinn: kauft euch das Welt-Paket, dann funktioniert Komoot überall, habe ich in den USA, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Portugal schon getestet. Das kostet einmalig 29,99€. Das ist die App auch wert. Immer wieder wird sie auch für 19,99€ angeboten (letztmals im August 2022, es lohnt sich meiner Meinung nach nicht darauf zu warten).

Komoot bietet darüber hinaus noch ein Abo-Modell für 4,99€/Monat an. Aus meiner Sicht benötigt man das als reiner Wanderer und Radfahrer nicht. Für mehrtägige Touren ist es interessant, als ich für 14 Tage mit dem Rad an der Donau entlang bin, hätte ich das evtl. gebucht, damals gab es aber das Modell noch nicht. 

Die Komoot-Standardkarte von openstreetmap reicht für Radfahren, Wandern und auch Klettersteige aus.

Meine klare Empfehlung an Euch, wenn ihr auf der Suche nach einem Navigationstool für unterwegs seid: holt euch Komoot und das Welt-Paket!

Preise Komoot

Das Pricing für Komoot. Die einzelnen Regionen lohnen sich wirklich nur für Sparfüchse. Auf Dauer fährt man mit dem Welt-Paket am günstigsten.

Planung mit Komoot

Komoot liefert einen guten Überblick über die Tour. Die geplante Tour erscheint automatisch auf dem Handy und kann dort zur Offline-Navigation gespeichert werden.

 

Bonus-Tipp: mapy.cz

Mapy.cz ist ein Tool, dass freies Kartenmaterial darstellt. Das können viele andere Tools auch, was ich aber so nur von mapy.cz kenne ist die Verbindung von topographischen 3D-Karten mit einem darübergelegten Luftbild. Dadurch entsteht eine sehr realistische Darstellung der Gegend, die ich gerne zur Planung einsetze, zumindest um grob eine Route festzulegen, die ich dann in Komoot ausarbeite. Es ist auch sehr gut dazu geeignet die Heimat aus der Luft kennenzulernen!

Screenshot von mapy.cz

Screenshot aus mapy.cz

Wie sind Eure Erfahrungen mit der Navigation im #Neuland? Ich bin sehr gespannt darauf, wie ihr über meinen Bericht zu Navi-Apps zum Wandern im Test denkt. Schreibt es in die Kommentare!

 

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1 Kommentare

1 Kommentar

  1. Komootfux

    Das sind genau meine Erfahrungen… Komoot ich einfach zu bedienen und bietet im Austausch mit anderen Usern Millionen von Routen. Lefiglich die Karte gefällt mir bei Locus besser. Locus ist aber eine ganz andere App…

    Antworten

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